Samstag, 5. Januar 2013

Fünfter Tag - Anstrengend

Dass mein "neues, veganes Leben" ernährungs-, kosmetik- und bekleidungstechnisch anstrengend werden würde, war mir klar. Was ich wohl unterschätzt habe, ist die emotionale und kognitive Anstrengung, die z.B. bei einer Diskussion über das Thema Veganismus auf mich zukommt, wie ich sie heute erlebt habe.
Aber nicht nur Diskussionen sind anstrengend, auch die eigenen Gedanken kreisen viel um Moral und um Ethik. Es scheint, als wenn die Entscheidung zum Veganismus, sofern sie aus ethischen Gründen getroffen wurde, einen moralischen Rattenschwanz hinter sich herzieht. Plötzlich mache ich mir auch Gedanken, ob mein Konsumverhalten überhaupt moralisch vertretbar ist. Ich kaufe keine Einwegflaschen mehr und versuche so ziemlich das erste Mal in meinem Leben ernsthaft, Wasser zu sparen und zwar nicht aus Kostengründen, denn ich zahle für meine Wohnung einen Pauschalpreis für die Nebenkosten, es macht für den Geldbeutel also keinen Unterschied.

Neben diesen Gedanken zu meinem eigenen moralischen Verhalten kommt noch hinzu, dass ich mir Gedanken darüber mache, wie ich denn jetzt zu Menschen stehe, die meinen Moralanspruch nicht teilen oder ihn zwar teilen, aber nicht danach leben. Auf diese Frage habe ich noch keine klare Antwort gefunden und emotional habe ich mich da auch noch nicht festgelegt. Es bleibt also vorerst anstrengend, aber so ist das wohl immer, wenn es um so tiefgreifende Themen wie Moral geht. Das zeigt mal wieder, dass die Welt eben nicht erklärbar ist - zumindest nicht in Gänze. 

Heute verzichte ich mal darauf, mein Essen zu präsentieren. Es gab die Gemüsesuppe von gestern, Nudeln und Salat und zwischendurch Brot mit Schokolade-Haselnuss-Aufstrich. 

Bis morgen,
Larissa




2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Larissa,

    was deinen moralischen Anspruch angeht, so kenne ich das Gefühl. Es ist immer anstrengend, schon genug indem man seine eigene Lebensart umstellt und überdenkt, finde ich. Ich habe vor ein paar Jahren begonnen, nur noch Produkte zu erwerben, die ohne Tierversuche hergestellt werden. Dieses Vorhaben schließt sowohl die Endprodukte, als auch die Zulieferer und die Firmen/Zwischenfirmen mit ein und ist auch ohne die Umstellung des eigenen Organismus und die Gewöhnung schon schwierig. Dein momentaner Marathon ist also noch schwieriger, weil er dich selbst noch viel mehr einbezieht und dir selbst viel Disziplin abverlangt. Ich selbst habe gemerkt, dass ich Menschen, die Tierversuchen positiv gegenüber stehen, nicht mehr unter die Augen treten kann. Ich will mir das einfach nicht anhören, auch wenn man argumentiert, dass man ja sonst Versuche an Menschen vornehmen müsse. Ich finde, wer so argumentiert (Contra TV ist gleich Pro Versuche an Menschen) hat keine Lust, genauer nachzudenken und nach Alternativen zu suchen. Die Menschen, denen es egal ist, gibt es ja auch und auch das finde ich bedenklich, weil Qual in keiner Form Ignoranz braucht. Ähnlich sind ja deine Beweggründe, Vegan zu leben und ich finde es gut und normal, dass du diesen Konflikt in dir hast. Es zeigt, dass du empathisch und sensibel genug bist, nicht direkt auf eine Seite zu wechseln und jene zu missachten, die nicht so leben, wie du. Es zeigt aber auch Respekt und Disziplin und Mitgefühl, Lebewesen und dir selbst gegenüber.

    Alles Liebe, ich finde toll, was du tust!

    Andie & Yuma

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    1. Oh Mann, es tut mir sooo leid, aber ich habe diesen Kommentar erst jetzt gelesen... bin ein Blindfisch!

      Vielen lieben Dank für deine moralische Unterstützung.

      Liebe Grüße,auch an deine vierbeinige Freundin,
      Larissa

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